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Sommerfest / Sommersonnenwende vom 23.06. 25.06.2023
Veröffentlicht am 25.05.2023
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Der ganzheitlich-natürliche Landbau / Permakultursystem als ökologische Alternative für die Landwirtschaft und den Obst- und Gemüsebau

1. Agrarökosystem

Der unten stehende Entwurf des Agrarökosystems wird in den nachfolgenden Text genau beschrieben.

2. Die momentane Situation der Landwirtschaft und des Gartenbaus

Durch zunehmende Mechanisierung, Spezialisierung und Rationalisierung seit dem 2. Weltkrieg kam es zum gegenwärtigen hoch spezialisierten Intensivanbau mit seinen Monokulturen und der Massentierhaltung. Die einzelnen Teilbereiche der früheren Landwirtschaft wurden voneinander losgelöst und entkoppelt. Dies brachte kurzfristige wirtschaftliche Vorteile, da die Produktivität gesteigert werden konnte.

Zugleich begannen damit allerdings auch alle Probleme der modernen Landwirtschaft wie Überproduktion, Preisverfall, Landflucht sowie die vielen negativen ökologischen Auswirkungen wie Erosion, Pestizid- und Nährstoffeintrag ins Grundwasser, Rückstände in Nahrungsmitteln, Artenschwund und immer häufigeres Auftreten von verheerenden Krankheiten durch intensive Massentierhaltung. Außerdem müssen die Bauern von heute durch die oft überzüchteten Sorten immer mehr Geld für Pflanzenschutz, Kunstdünger und Saatgut ausgeben. Viele Landwirte besonders in den USA und der Dritten Welt sind wegen ihrer Abhängigkeit und der immer weiter steigenden Kosten verzweifelt und dem Ruin nahe.

Durch die Spezialisierung auf oftmals nur eine Kultur auf immer größer werdenden Flächen hat sich durch veränderte klimatische Bedingungen und vermehrten Schädlings- und Krankheitsbefall das Risiko von Ertragseinbußen erhöht. Dies machte wiederum einen verstärkten Pflanzenschutz notwendig. Durch den Einsatz verschiedener Spritzmittel kam die natürliche Dynamik zwischen Nützlingen und Schädlingen aus dem Gleichgewicht, was häufig zum Auftreten von Folgeschädlingen führte. Ein bekanntes Beispiel sind die Spinnmilben, die erst mit der Entwicklung des chemischen Pflanzenschutzes in vermehrtem Maße zu einem Problem im Obst- und Gemüsebau wurden.

Der intensive Anbau in Monokulturen brachte einen starken Artenschwund bei Flora und Fauna mit sich und schaffte eine eintönige Kulturlandschaft, die für Menschen wenig attraktiv ist. Dies alles hat zu einem schlechten Image der Landwirtschaft und des Obst- und Gemüsebaus beigetragen. Berechtigterweise stellt der Konsument die Qualität seiner Lebensmittel in Frage. Nicht zuletzt ist die Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln auch für den Anwender ungesund. Aus dieser Situation heraus ist der Wunsch nach einer umweltschonenderen und gesünderen Produktionsweise klar ersichtlich. Als möglichen Lösungsansatz möchten wir den "ganzheitlich-natürlichen Landbau" als eine weitere Variante des ökologischen Landbaus in die Praxis umsetzen und erforschen. Wir sehen uns dabei in der Tradition der Gärtnerhofbewegung der zwanziger und fünfziger Jahre und möchten die Ideen und Visionen umsetzen und weiterentwickeln.

3. Die Umsetzung des ganzheitlich-natürlichen Landbaus

Das von uns entworfene ganzheitliches Anbausystem wird z.Z. auf einer Fläche von ca. 6ha als naturnahes Agrarökosystem realisiert. Der ganzheitlich-natürliche Landbau soll dazu beitragen, den ökologischen Landbau weiterzuentwickeln, um den beschriebenen Problemen in Zukunft noch effektiver entgegenwirken zu können. Dazu sollen im Rahmen eines Versuchsbetriebes innovative Methoden und Praktiken der Kultivierung von Obst, Gemüse und Feldfrüchten sowie der Tierhaltung entwickelt und umgesetzt werden. Unser Ziel ist es, die Ursachen der Probleme im konventionellen Anbau und der ökonomischen Rahmenbedingungen genau zu analysieren, um ihnen durch entsprechende Verbesserungen und Weiterentwicklungen besser entgegenzuwirken zu können. Es sollen vor allem in folgenden Bereichen Versuche durchgeführt werden:

Die meist angewandte rein symptomorientierte Bekämpfung von Schaderregern, Krankheiten und Nährstoffmangel bietet keine nachhaltige Perspektive. Der Schwerpunkt wird vielmehr auf eine Kooperation mit Natur und Umwelt gelegt, so dass nur noch regulierend in das Agrarökosystem eingegriffen werden muss.

Weitere Möglichkeiten zur Sensibilisierung des Verbraucherbewusstseins in Hinblick auf Toleranz gegenüber unvollkommenen Bioprodukten sowie größere Wertschätzung gesundheitlicher Aspekte anstelle der optischen Erscheinung sollen entwickelt werden. Innovative Strategien und Modelle zur Vermarktung von regional und ökologisch erzeugten Produkten werden erprobt.

4. Der landwirtschaftliche Gemischtbetrieb

Der landwirtschaftliche Gemischtbetrieb, wie er früher üblich war, stellt ein aus vielen Elementen zusammengesetztes System dar, das Ökonomie und Ökologie gut miteinander verbindet. Der Gemischtbetrieb ist ein ganzheitlicher Betriebsorganismus, der einfach und praktisch aufgebaut ist und einen geschlossenen Betriebkreislauf ergibt. Unmittelbar in Wohnhausnähe befinden sich die Tierhaltung und die arbeitsaufwändigen gartenbaulichen Kulturen wie Kräuter, Beeren und Gemüse. Angrenzend finden die Obstgärten und Obstwiesen ihren Platz, wobei das unter den Bäumen wachsende Gras als Futter für die Tiere verwendet werden kann. Daran schließen Äcker, Wiesen und Weiden an und ganz außen der Wald als extensivster Bereich. Es gibt viele Beispiele dafür, wie vorteilhaft eine solche ganzheitliche und symbiotische Bewirtschaftungsform sein kann. Hühner beispielsweise haben unter den Obstbäumen ihren Auslauf, lockern den Boden durch Scharren, hinterlassen ihren Kot als Dünger, verzehren diverse Schädlinge wie Kirschfruchtfliegenmaden, Pflaumen- und Apfelwicklerraupen und stellen somit eine wirksame Pflanzenschutzmaßnahme dar. Die Bäume wiederum gewähren Schatten und einen gewissen Schutz gegen Raubvögel; die artgemäße Bewegungsmöglichkeit im Freien trägt zum Wohlbefinden und zur Gesundheit der Tiere bei und ermöglicht ihnen zugleich, einen Teil ihres Futterbedarfs zu decken. Der ganzheitlich-natürliche Landbau entwickelt die Prinzipien und Strukturen des landwirtschaftlichen Gemischtbetriebs weiter. Bewährte Anbaumethoden und Erkenntnisse werden mit neuen Technologien und Verfahren wie beispielsweise Anbau in Mischkulturen, Prinzipien der Permakultur und dem aktuellen Stand wissenschaftlicher Erkenntnisse ergänzt und weiterentwickelt. Unser Ziel ist eine ökologische, weitsichtige und effiziente Produktions- und Wirtschaftsweise umzusetzen.

5. Wirkung und Funktion des ganzheitlich-natürlichen Landbaus

Der ganzheitlich-natürliche Landbau beruht auf dem Prinzip der Humuswirtschaft, einem möglichst geschlossenen Betriebskreislauf sowie einem ganzheitlichen Ansatz im Pflanzenschutz, einschließlich des Verzichts auf hemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel und leicht löslichen Mineraldünger. Anstelle der früheren Monokulturen werden die verschiedenen Bereiche auf ein- und derselben Fläche zusammengeführt und bilden so eine größere Einheit, die mehr als die Summe ihrer einzelnen Teile darstellt. Das Zusammenspiel der einzelnen Bereiche (Obst- und Gemüsebau, Landwirtschaft, Tierhaltung), die alle in Beziehung zueinander stehen, ergibt einen ganzheitlichen Betriebsorganismus mit deutlichen Vorteilen gegenüber dem einseitigen Intensivanbau. Dieses ganzheitliche Anbaumodell setzt umfassende Kenntnisse im Gartenbau und der Landwirtschaft voraus. Spezialisten der einzelnen Fachgebiete sollten in Kooperation und unter ganzheitlichen Betrachtungsweisen in einem geeigneten Rahmen, z.B. einer Genossenschaft, zusammen wirtschaften und arbeiten.

Ein grundlegender Unterschied zur konventionellen Herangehensweise besteht darin, den Schwerpunkt der Maßnahmen und die Aufmerksamkeit von der Bekämpfung auf die Vermeidung bzw. nachhaltige Lösung von Problemen zu verlagern. Beim Pflanzenschutz z.B. sind Maßnahmen, die zur Stärkung der pflanzeneigenen Abwehrkräfte beitragen, von besonderer Bedeutung. Durch angepasste Sorten, Unterlagen- und Standortwahl, Kulturen, die sich symbiotisch beeinflussen (Mischkulturen), Nützlingsförderung durch Hecken, Bäume und Blütenpflanzen, Aufbau eines fruchtbaren Bodens und einer angepassten Bodenpflege soll ein gesundes Pflanzenwachstum gefördert und eine zu starke Ausbreitung von Schadorganismen und Krankheiten sowie Bodenmüdigkeit verhindert werden.

Neben den wirtschaftlichen Aspekten wie der regionalen Versorgung, Weiterverarbeitung und Veredlung der Produkte, soll dieser Betrieb auch einen Lebensraum für seltene Tier- und Pflanzenarten sowie ein genetisches Reservoir für eine Vielzahl von alten, gefährdeten Kulturpflanzen und Obstgehölzen schaffen. Zu diesem Zweck arbeiten wir am Aufbau einer Saatgutbank und eines Schaugartens, um dieses kostbare kulturelle Erbe für zukünftige Generationen zu sichern und zu präsentieren. Außerdem sollen der regionale und der eigene Bedarf an angepassten und erhaltenswerten Gemüse- und Obstsorten abgedeckt werden. In diesem Zusammenhang möchten wir auch beim Erhalt und Aufbau von Streuobstwiesen mitwirken sowie die Verbreitung von Saatgut an Selbstversorger, Gartenbaubetriebe und Interessierte fördern. Unser besonderes Interesse gilt der Untersuchung von Sorten, die für die Selbstversorgung geeignet sind, da wir in diesem Bereich zukünftig mit einer höheren Nachfrage rechnen.

Bei unseren Bestrebungen arbeiten wir eng mit anderen Initiativen wie dem Arche Noah e.V. in Österreich zusammen. Um genauere Erkenntnisse über die Wirkungen des ganzheitlich-natürlichen Landbaus zu gewinnen, bedarf es einer langjährigen Studie über die gegenseitige Beeinflussung und Verflechtung der verschiedenen Faktoren. Ein Schwerpunkt der zukünftigen Forschung wäre die Erprobung der Sorten unter den neuen biologischen Anbaubedingungen sowie die Untersuchung alternativer Pflanzenschutzmaßnahmen (z.B. die Wirkung von biologisch-dynamischen Präparaten und Mischkulturen). Außerdem besteht dringender Bedarf an der Erforschung der Zusammenhänge zwischen Boden und Pflanzengesundheit sowie des Zusammenhangs zwischen Lebensmittelqualität und Gesundheit des Menschen. Darüber hinaus wäre eine Studie über das Agrarökosystem als Ganzes z.B. in Bezug auf Artenvielfalt, Grundwasserspiegel, Boden- und Wasserqualität, Erholungswert u.a. interessant.

6. Das Anbausystem und seine einzelnen Bereiche im Rahmen eines Gemischtbetriebes

Einleitung

Um die Prinzipien und Grundlagen des ganzheitlich-natürlichen Landbaus umzusetzen, haben wir ein Anbausystem entworfen, in dem alle Elemente der Landwirtschaft und des Gartenbaus einbezogen werden. Die Anlage besteht aus zwei Teilen: einer umfassenden Obstanlage und den dazwischen liegenden Ackerstreifen. Ein Bereich der Obstanlage dient als Genreservoir und zur Sortendemonstration, der andere, wesentlich größere Teil soll als Bio-Erwerbsobstanlage genutzt werden. Die Ackerstreifen sind für den erwerbsmäßigen und experimentellen Anbau von Gemüse und Feldfrüchten vorgesehen. Zwei direkt angrenzende Gehöfte dienen zu Wohn- und Wirtschaftszwecken.

Das System ist in mehreren U-förmigen Parzellen mit Nord-Südausrichtung eingeteilt (siehe Entwurf). Die Baum- und Feldstreifen sind durch Wege miteinander verbunden und dadurch leicht und effizient zu bewirtschaften. Das Anbaumodell umfasst je nach Bedarf alle Elemente des Landbaus und kann über die Größe der Parzellenflächen jeweils nach ökonomischen Schwerpunkten modifiziert werden. Durch die Schaffung von Mikroklimaten und Windschutzstreifen können die Pflanzen besser gedeihen.

Obstanbau

Die Obstbäume werden auf den Baumstreifen in versetzten Doppelreihen gepflanzt, so dass eine gute Lichteinstrahlung und optimale Nutzung der Sonnenenergie erzielt werden, zusätzlich ergänzen Hecken aus Wild- und Beerenobst als Niederschicht die Baumreihen. So wird ein bestmöglicher Schutz gegen Erosion gebildet und einem zu starken Absinken des Grundwasserspiegels entgegengewirkt. Auf den sich zwischen den Baumstreifen und Hecken befindenden Ackerflächen entstehen durch Windschutz und Erwärmung der nach Süden ausgerichteten "U- Parzellen" Mikroklimate. Dadurch wird der Anbau von wärmeliebenden Sorten wie Pfirsich, Aprikose u.a. begünstigt, gleichzeitig werden die Bedingungen für den Gemüseanbau wesentlich verbessert. Die doppelten Baumreihen sind durch dazwischenliegende Fahrgassen effizient zu bewirtschaften. Durch die Wahl widerstandsfähiger Unterlagen und Sorten sowie den Anbau von mindestens zwei verschiedenen Obstarten je Baumstreifen wird die Gefahr von Ernteausfällen durch Klimaextreme und Schädlings- und Krankheitsbefall vermindert. Gehölzarten mit unterschiedlichen Wuchsarten sollen vielen Tierarten einen Lebensraum geben. Auf den Fahrgassen und Baumstreifen erhöhen zudem Kräuter und Wildblumen die biologische Vielfalt. Zusätzlich dienen die Streifen zur Gewinnung von Mulchmaterial für die Baumscheiben und den Gemüseanbau. Wichtig ist, dass die Flächen alternierend bearbeitet werden, so dass auch schnittempfindliche Blütenpflanzen gedeihen können und während der ganzen Vegetationsperiode in der Anlage vorhanden sind.

Für die Forschung wäre es interessant, Möglichkeiten wechselseitiger Beeinflussung bis hin zu symbiotischen Effekten zwischen Nutz- und geeigneten Begleitpflanzen zu untersuchen. Die Auswirkungen und Unterschiede von lebenden Mulchdecken, verschiedenen Mulchmaterialien und zusätzlichem Nährstoffeintrag durch das Laub der Bäume sollten untersucht werden.

Bodenfruchtbarkeit

Für den Gemüse- und Feldfruchtanbau werden wir den Schwerpunkt auf den Aufbau eines gesunden, humusreichen Bodens mit hoher Wasserspeicherkapazität legen, um Klimaschwankungen besser entgegen wirken zu können. Menschliche Eingriffe in das Ökosystem Boden können dessen Funktion als Lebensraum für eine große Anzahl von Tieren und Pflanzen, als Ausgleichskörper im Wasserkreislauf und als Filter und Puffer für Schadstoffe beeinträchtigen. Die Förderung von Bodentieren und Mikroorganismen ist für die Humusbildung notwendig, außerdem sind sie für die Versorgung mit pflanzenverfügbaren Nährstoffen wichtig. Darüber hinaus durchmischen und durchlüften Bodenlebewesen die obere Erdschicht und leisten damit einen wesentlichen Beitrag zur Bodenlockerung.

Es sollen verschiedene Verfahren der Bodenverbesserung und -bearbeitung erprobt werden. Das Prinzip: gesunder Boden - gesunde Pflanzen - gesunde Tiere - gesunde Menschen möchten wir genauer untersuchen. Besonderes Interesse gilt dabei der konservierenden Bodenbearbeitung, die durch Pflüge, die den Boden nicht umwerfen, die Lebensprozesse des Bodenlebens schont und fördert.

Neben dem biologischen Erwerbsgemüsebau soll auch experimentell in Mischkulturen angebaut werden. Die Förderung einer hohen Artenvielfalt gehört zu den Grundprinzipien für den ganzheitlich-natürlichen Landbau; durch Vielseitigkeit können größere Ausfälle durch Schädlings- und Krankheitsbefall verhindert werden. Um Funktion und Wirkung des Mischanbaus zu testen, sollen Versuche im kleineren Rahmen durchgeführt werden. Stellt sich ein Erfolg ein, wird die Methode auch im erwerbsmäßigen Anbau eingesetzt.

Durch die Auswahl geeigneter Sorten, die dem Standort bestens angepasst sind und durch die Vorbehandlung (Vitalisierung) von Saatgut sowie die Aussaat zum idealem Zeitpunkt können sich besonders wiederstandsfähige Pflanzen entwickeln. Es ist darauf zu achten, dass Pflanzengemeinschaften entsprechend ihren symbiotischen Eigenschaften zusammengestellt werden. Starkzehrer wie Mais und Sonnenblumen können zum Beispiel in Gemeinschaft mit Leguminosen wie Bohnen gesät oder gepflanzt werden. So wird die eine Art mit Stickstoff versorgt und dient der anderen als Kletterhilfe.

Besonderes Interesse gilt der Untersuchung von Symbiosen, die zur Abwehr von Schadorganismen geeignet sind. In der Praxis hat sich der Einsatz von Mischkulturen bereits gut bewährt, so dass der Aufwand für Pflanzenschutzmaßnahmen wesentlich verringert werden konnte. Wie einfach und effektiv Schädlingsbekämpfung sein kann, zeigt uns zum Beispiel die Symbiose von Möhren und Zwiebeln, die gegenseitig ihre Schadorganismen (Möhren- und Zwiebelfliege) vertreiben. Der Mischanbau des Gemüses soll in Reihenkultur mit verschiedenen Arten durchgeführt werden, um eine effektivere Bewirtschaftung möglich zu machen. Zwischen den Reihen werden durch eine regelmäßige Erneuerung des Mulchmaterials den Pflanzen permanent Nährstoffe zugeführt, das Wachstum des Unkrauts vermindert und ein optimaler Schutz vor Austrocknung und Erosion erzielt. Schäden durch Wühlmäusen kann mit geeigneten Präparaten und durch die Auswahl speziellen Mulchmaterials Einhalt geboten werden. Bei dieser Anbaumethode muss u.a. der veränderte Arbeits-, Zeit- und Kostenaufwand für Pflege, Bewässerung, Pflanzenschutz und Ernte untersucht werden.

Für den angepassten Getreideanbau eignen sich besonders alte und erhaltenswerte Sorten wie Einkorn, Emmer, Kamut und Dinkel. In der im Aufbau befindlichen Bäckerei wird das Getreide vor Ort verarbeitet und regional vermarktet.

Tierhaltung

Bei der Bewirtschaftung der Gesamtfläche und der Tierhaltung wird anfangs mit örtlichen Bauern zusammen gearbeitet. Bei der Tierhaltung soll unter anderem die Schafrasse Shropshire zum Einsatz kommen, die bestens für die Landschaftspflege und den Obstbau geeignet ist. Da diese Schafe fast ausschließlich Gras fressen, werden die Bäume geschont und Unkräuter wirksam unterdrückt. Durch ihr ruhiges Gemüt sind sie die Tiere sehr bodenschonend, außerdem wird der Nähstoffgehalt des Bodens durch die Exkremente verbessert. Weitere positive Auswirkungen sind geringere Schäden durch Mäuse sowie eine kostengünstige und zuverlässige Landschaftspflege. Die Schafe sollen zur Gewinnung von Fleisch, Milch, Käse und Wolle genutzt werden. Diese und weitere Einsatzmöglichkeiten für den ökologischen Landbau sollen genau untersucht und optimiert werden.

Die Hühnerhaltung wird, wie anfangs als Beispiel erwähnt, umgesetzt. Eine geeignete Hühnerrasse ist das Thüringer Barthuhn. Diese können sich im Gegensatz zu den Hybridhühnern selbst reproduzieren und legen auch im Winter ohne zusätzliches Licht regelmäßig Eier. Die Tiere sollen abwechselnd in mehreren durch Hühnergitter abgegrenzten Gehegen gehalten werden. Auswirkungen und Nutzen der Freilandhaltung im Obstbau sowie die optimale Anzahl der Hühner pro Flächeneinheit und weitere geeignete Rassen müssen durch weitere Untersuchung ermittelt werden.

Sortenerhalt und Biodiversität

Der Aufbau einer Imkerei ist bei einer ganzheitlichen Betrachtungsweise unerlässlich und ein wesentlicher Beitrag zum Erhalt der Biodiversität. Im Rahmen des Erhaltes wichtiger Nutzpflanzen und der Sortenanpassung an die lokalen Bedingungen ist der Aufbau eines Erhaltungs- und Mutterpflanzengartens bzw. einer Saatgutbank notwendig. Für den Erhalt wichtiger Obstsorten und die Erzeugung neuer Sorten dient eine Baumschule, in der auch Sämlinge angezogen werden. Mit der Zeit wird ein reichhaltiges Sortiment an Kultur- und Nutzpflanzen aufgebaut, das auch Besuchern und Interessierten präsentiert werden kann.

Perspektivisch soll mit Führungen und Seminaren den Besuchern ein tieferer Einblick in das Agrarökosystem und seine verschiedenen Möglichkeiten der Nutzung gegeben werden. Leider sind in unserer heutigen Landwirtschaft und im Gartenbau umweltfreundliche und zukunftsorientierte Produktionsweisen kurzfristig gesehen nicht rentabel. Trotzdem sind wir davon überzeugt, dass diese in zunehmendem Maße notwendig sein werden und verwirklicht werden müssen. Tatsache ist, dass bei den heutigen Wirtschafts- und Produktionsweisen nur ein Teil der wirklich verursachten Kosten einkalkuliert wird. Die durch Umweltverschmutzung entstehenden Kosten der Folgeschäden wie Waldsterben, Klimaextreme, Unwetter, Krankheiten, Verlust der Bodenfruchtbarkeit und Erosion werden kommenden Generationen aufgebürdet. Der ganzheitlich-natürliche Landbau ist durch nachhaltige und umweltschonende Bewirtschaftung langfristig betrachtet kostengünstiger und effizienter als die konventionellen Anbaumethoden.

7. Zusammenfassung

Durch die Umsetzung des Projektes ganzheitlich-natürlicher Landbau sollen die Prinzipien des Betriebsorganismus zur Wirkung kommen und langfristig untersucht werden. Es ist unser Ziel, eine arbeits- und kostengünstigere, ökologische Bewirtschaftungsform zu verwirklichen, die durchaus mit den herkömmlichen Produktionsweisen konkurrieren kann. In Zukunft möchten wir neue und vorhandene Verbindungen zu Organisationen, Hochschulen, Lehr- und Versuchsanstalten auf- und ausbauen und mit diesen in verschiedenen Bereichen, besonders aber in der Forschung, eng zusammen arbeiten. Diese sollte möglichst vor Ort und auf dem Hof stattfinden - in ähnlicher Weise, wie es der Arbeitskreis für Forschung im biologisch-dynamischen Landbau in der Schweiz umsetzt, dem vorwiegend Bauern angehören. So wird auf eine sinnvolle Art und Weise dazu beigetragen, die Kluft zwischen Forschung und Praxis zu überwinden. Unser Projekt soll dazu anregen, weitere Gemischtbetriebe entstehen zu lassen und vorhandene Betriebe für die ganzheitlich-natürliche Wirtschaftsweise zu gewinnen, um auch die Betriebe untereinander vergleichen zu können. Wir möchten einen Anstoß zu einer Wirtschaftsform des nachhaltigen und verantwortungsbewussten Umgangs mit unseren lebensnotwendigen Ressourcen geben.