Das vom Umweltbundesamt geförderte Projekt „Leben in zukunftsfähigen Dörfern“ 2019 |
Veröffentlicht von Thomas Penndorf am 10.03.2019 |
Weitere Informationen unter
https://www.gen-deutschland.de/projekte/projekt-leben-in-zukunftsfaehigen-doerfern/
Die gemeinsame Kooperation für eine zukunftsfähige Dorfentwicklung soll es ermöglichen, übertragbare Erfahrungen zu sammeln und ein methodisches Vorgehen zu entwickeln, von dem letztlich zahlreiche weitere ländliche Gemeinden in vergleichbarer Situation Inspiration und Ermutigung erhalten können.
Kooperationspartner, bei dem vom Umweltbundesamt geföderten Projekt, sind:
– in Niedersachsen: Lebensgarten Steyerberg und die Dörfer Flegessen, Klein Süntel und Hasperde
– in Südniedersachsen/Nordhessen: gASTWERKe Escherode und Ziegenhagen
– in Sachsen-Anhalt: Ökodorf Sieben Linden und die Region Lindstedt
– in Thüringen: LebensGut Cobstädt und Seebergen / Gemeinde Drei Gleichen
– in Baden-Württemberg: Schloss Tempelhof und Hülen
Ein möglicher Ausblick …
Wenn wir uns heute die Frage stellen, wie Dörfer im Jahr 2030 oder 2050 aussehen sollen, welche Bilder tauchen dann auf? Wir werden in diesem Projekt fünf ausgewählte Dörfer/Regionen anregen und darin unterstützen, eine positive Vision für ihren Ort zu entwickeln und werden diese Dörfer/Regionen bei deren Umsetzung professionell begleiten. Themen hierfür können u.a. sein:
- die Wiedergewinnung einer lebendigen Dorfgemeinschaft – auch durch den Zuzug junger Menschen und Alternativen zum demografischen Wandel,
- die Schaffung einer attraktiven sozial-kulturellen Infrastruktur, welche auch wieder ein würdevolles Zusammenleben der Generationen befördert,
- die Stärkung lokaler und regionaler Wirtschaftskreisläufe mit dem Effekt von mehr Beschäftigung vor Ort,
- die Schaffung weitgehend autarker, ökologischer und kostengünstiger Lösungen für essentielle Lebensbereiche wie Energie-Gewinnung und Mobilität,
- die Entwicklung einer zukunftsfähigen und nachhaltigen Landwirtschaft – u.a. mit kleinbäuerlichen Strukturen und lokaler „Fair“marktung und
- das Aufgreifen ortstypischer Besonderheiten und Traditionen und deren zeitgemäße Wiederbelebung und Einbettung in ein Dorfkonzept mit Strahlkraft.
… und der aktuelle Hintergrund
Eine auf konstantes Wachstum ausgelegte Ökonomie, eine damit einhergehende kontinuierliche Intensivierung der Landwirtschaft sowie der demografische Wandel haben in den ländlichen Regionen Deutschlands in den letzten Jahrzehnten viele Probleme mit sich gebracht:
Die natürliche Bodenfruchtbarkeit und die Fähigkeit der Böden, sauberes Trinkwasser zu generieren wie auch die natürliche Artenvielfalt und Attraktivität unserer Kulturlandschaft nehmen durch die zu intensive landwirtschaftliche Nutzung kontinuierlich ab. Damit sind wichtige Lebensgrundlagen stark gefährdet.
Zugleich gibt es immer weniger Arbeitsplätze vor Ort. Die DorfbewohnerInnen müssen immer weitere Wege zurück legen, um einer Erwerbsarbeit nachgehen zu können. Das führt nicht nur zu steigenden Kosten, sondern auch zu sozialen und ökologischen Problemen (u.a. durch die Zunahme des Autoverkehrs) und zu einer zunehmenden Abwanderung in die Städte und Ballungsgebiete. Hierdurch ergeben sich zunehmend Schwierigkeiten bei der Aufrechterhaltung lokaler und regionaler Wirtschaftskreisläufe und bei der Bewahrung der Daseinsvorsorge im ländlichen Raum.
Durch die Abwanderung gibt es immer mehr leer stehende Immobilien, deren Unterhaltungsaufwand Kommunen und private EigentümerInnen schwer belastet oder überfordert. Abwanderung und Überalterung der Bevölkerung führen auch zu einem Niedergang des sozialen und kulturellen Dorflebens.
Diesen Fehlentwicklungen entgegen zu wirken und damit für weite Bevölkerungskreise den Weg zu einem nachhaltigen, ländlichen Leben zu bewahren bzw. zu eröffnen, ist Ziel und Inhalt dieses Modell-Projektes.
Unser Konzept
Das Projekt „Leben in zukunftsfähigen Dörfern“ ermöglicht insgesamt fünf Dörfern im Bundesgebiet eine Beratung und Begleitung bei der Entwicklung einer nachhaltigen Dorfentwicklung unter Berücksichtigung der lokalen Gegebenheiten. Dies geschieht in Kooperation mit einem regional ansässigen Ökodorf-Projekt.
In aufeinander aufbauenden Projekt-Phasen werden die BewohnerInnen der Dörfer darin unterstützt,
- sich gemeinsam ihre Ausgangslage bewusst zu machen und den jeweiligen Entwicklungsstand in wichtigen Lebensbereichen zu reflektieren – z.B. in punkto Abwanderung, Überalterung, Leerstand, Mangel an Beschäftigung u.a.,
- ihre Chancen und Potentiale zu erkennen – etwa im gemeindeeigenen Landbesitz (welcher für Jung-Landwirte durchaus attraktiv sein kann), in günstig verfügbaren Höfen und Wohnmöglichkeiten, in den Lebenserfahrungen der Dorf-Bevölkerung oder in der Aufgeschlossenheit für einen Neubeginn,
- in einem guten, konstruktiven Miteinander ihre Vision von einer zukunftsfähigen Umgestaltung ihres Dorfes zu entwickeln,
- einen Nachhaltigkeits-Plan für ihre Gemeinde zu erarbeiten, welcher konkrete Ziele, Handlungsfelder und -schritte für die künftige Dorfentwicklung beschreibt,
- sich ein regionales UnterstützerInnen-Netzwerk aufzubauen für den Erfahrungsaus-tausch – etwa über die gegenseitige, solidarische Unterstützung im Alltag oder den Zuzug junger Menschen, die Verwirklichung von Energie-Autarkie, das Einwerben öffentlicher Förderung u.v.a.m.
Die gemeinsame Kooperation für eine zukunftsfähige Dorfentwicklung soll es ermöglichen, übertragbare Erfahrungen zu sammeln und ein methodisches Vorgehen zu entwickeln, von dem letztlich zahlreiche weitere ländliche Gemeinden in vergleichbarer Situation Inspiration und Ermutigung erhalten können.
Zurück | Zuletzt geändert am: 11.03.2019 |